Text: Der Autor dieses Textes will nicht genannt werden, befasst sich allerdings seit vielen Jahren mit Regionalität und Nachhaltigkeit.
Zahlreiche Schlagworte fallen im Zusammenhang mit der Produktion von regionalen Lebensmitteln auf: ursprünglich, echt, authentisch, nachhaltig, bio(logisch), ehrlich, sauber, rein, natürlich. Und alle gelten an sich auch für unser Trinkwasser. Das kostbare Nass ist – zum Glück – in ausreichenden Mengen in Tirol vorhanden. Es ist Ausgangspunkt für Themenwege und Wasserwelten, und nicht zuletzt speisen die Wildbäche die idyllischen Bergseen. Als pures Trinkwasser und darauf bezugnehmend als eine identitätsbildende Komponente in Tirol existiert es allerdings nur am Rande.
Das ist erstaunlich, wo doch das Land Tirol bereits vor Jahren die Formel und gleichnamige Holding-Gesellschaft Lebensraum 4.0 kreiert hat, um Kräfte zu bündeln und noch stärker auf Regionalität und Nachhaltigkeit zu setzen. Agrarmarketing Tirol, Standortagentur Tirol und Tourismus Tirol möchten dabei gemeinsam die Wertschöpfung erhöhen. Sie könnten also im Sinne des Wortes „aus dem Vollen schöpfen“ und unserem Trinkwasser jenen Wert schenken, den es verdient. Das gilt besonders für öffentliche Einrichtungen und den Tourismussektor, speziell die Gastronomie: regionales Trinkwasser!
Weil dem nicht so ist, seien folgende Gedankenspiele erlaubt. Damit verknüpft sind nämlich zahlreiche Aspekte wirtschaftlicher Natur, die überlegenswert sein müssten. Etwa 30 % des Getränketransports auf unseren Straßen macht die Lieferung von Flaschenwasser aus, das quer durch Österreich und bis in die entlegensten Täler gekarrt wird. Flaschenwasser wird als gesundes Lebensmittel gepriesen und in Glas und Kunststoff abgefüllt. Kunststoff kontaminiert das Getränk nachweislich, und durchwegs wird die Lebensdauer des Flascheninhalts mit Zusätzen verlängert. Der LKW-Warentransport wiederum erhöht den CO2-Ausstoß merklich.
Zu diesem unnatürlichen Trinkwasserkreislauf gehören unabhängig von den Produktionskosten beträchtliche Kühl- und Lagerungskosten vor Ort, die notwendige Kisten- und Flaschenschlepperei und damit auch der Faktor Zeit, sowie der Abtransport des Leergutes; oder eben ein voller Plastikmüll-Container. Der technische Fortschritt des letzten Jahrhunderts hat dazu geführt, dass alle Haushalte und Einrichtungen mit Wasserleitungen erschlossen sind. Sicher ist auch Leitungswasser nicht immer frei von Schadstoffen, doch sind platzsparende Filtersysteme inzwischen hoch entwickelt. Im Sinne von regional, umweltschonend, krisensicher und sauber ließe sich aus unserem Trinkwasser ein frischer und vitaler, stiller oder perlender Markenbotschafter für das Wasserland Tirol machen.